top of page

Rutschen, krabbeln, klettern

Zühlsdorfer Kita „Schneckenhaus startet ein Projekt für Bewegungsentwicklung (zuerst erschienen im Oranienburg Generalanzeiger)

Das kann ich schon alleine. Schon die Zwei- und Dreijährigen klettern mutig über die Leiter auf die Rutsche.
Das kann ich schon alleine. Schon die Zwei- und Dreijährigen klettern mutig über die Leiter auf die Rutsche.

Zühlsdorf. Die Kinder sind angespannt, als mehrere Erwachsene den Tobe-Raum der Zühlsdorfer Kita „Schneckenhaus“ betreten. Viele wirken verunsichert, einige weinen. Nur die zeriwjährigen Ava und Ella stürzen sich auf die neuen Spielgeräte, sobald die im Zimmer verteilt sind. Sie zeigen keine Scheu vor den Geräten und den fremden Menschen. Freudig klettern sie über Hürden, rutschen auf Brettern und krabbeln durch Tunnel.


Nach kurzer Zeit trauen sich auch die anderen Kinder an die Spielgeräte heran. Während der zweijährige Ben etwas unsicher die Rutsche hinuntergleitet, tobt der dreijährige Marion ausgelassen auf einem hölzernen Dreieck. Schließlich kommt auch die schüchterne Kira, die auch erst zwei ist, zu den Spielgeräten hinüber.


Ziel ist es, die Bewegung und Entwicklung von Kleinkindern zu fördern.

Es ist spannend, mitansehen, wie unterschiedlich kreativ die Kinder die Geräte nutzen“, sagt Peter Fuchs, begleitender Pädagoge des Projekts „Lasst mir Zeit“ der Brandenburger Unfallkasse, das Anfang der Woche in der Kita vorgestellt wurde. Ziel ist es, die Bewegung und Entwicklung von Kleinkindern zu fördern. In Anlehnung an die Pädagogik-Pionierinnen Emmi Pikler und Elfriede Hengstenberg, die sich vor mehr als hundert Jahren mit der Motorik von Kleinkindern beschäftigt haben, geht es um die natürliche und gesunde Bewegung von Kindern.


Die Zühlsdorfer Einrichtung ist nun ein Jahr lang Referenz-Kita. Für die Leiterin Heidi Baum ein Glücksfall: „Wir sind sehr froh, für das Projekt ausgewählt worden zu sein. Denn es verknüpft Spielen mit Bildung und fördert dadurch den Lernprozess und die Entwicklung der Kinder“, erklärt sie den grundsätzlichen pädagogischen Ansatz.


Als Basis für das Projekt dienen die Forschungen und Theorien von Emmi Pikler und Elfriede Hengstenberg.

Im Juni besuchten Erzieherinnen und die Leiterin eine Fortbildung zum Thema „Bewegungsvielfalt". Damit wurden sie auf das Projekt vorbereitet. Unter dem Motto „Hilf dem Kind es selbst zu tun“, ist es nun Aufgabe der Erzieher, mithilfe von individuell einsetzbaren Spielgeräten, wie einer Wippe, die gleichzeitig als Klettergerüst genutzt werden kann, die Kreativität der Kinder während des Spielens zu fördern. Als Basis für das Projekt dienen die Forschungen und Theorien von Emmi Pikler und Elfriede Hengstenberg.


Pikler, 1902 in Wien geboren, arbeitete als Kinderärztin in Ungarn. Sie erkannte früh, dass ein Kind nicht zur Bewegung animiert werden muss, sondern sich von ganz alleine ausprobiert. Daraus formte sie ihren pädagogischen Ansatz: Kinder benötigen Freiheit und Zeit in ihrer spielerischen Entwicklung. In der gleichen Phase entwarf Elfriede Hengstenberg eine ähnliche Theorie, die sie auf ihre Tätigkeit als Pädagogin und Gymnastiklehrerin übertrug. Sie entwickelte neue Sportgeräte, die die Kinder zu verschiedenen Zwecken nutzen konnten.


Mit diesen Ansätzen sieht sich auch Peter Fuchs bestätigt: „Die Kinder müssen die Möglichkeit haben, Kind zu sein, und dazu gehört auch das freie Spielen. Sie sollen sich an den Geräten ausprobieren und Erfahrungen sammeln, ohne dass ein Pädagoge oder Erzieher ihnen vorschreibt, was sie zu tun haben. Nur so lernen sie und werden selbstständig.“ Heidi Baum stimmt zu: „Jedes Kind reift unterschiedlich und braucht Zeit für seine Entwicklung.“


Text und Bild: Robert Rienass

Kommentare


Dieser Beitrag kann nicht mehr kommentiert werden. Bitte den Website-Eigentümer für weitere Infos kontaktieren.
bottom of page