Spaniens Stern verblasst
- Robert Rienass
- 30. Juni 2013
- 2 Min. Lesezeit
Brasilien vernascht den Weltmeister im Confed-Cup-Finale mit 3:0

Brasilien startet furios
Noch nicht einmal zwei Minuten waren im Finale des Confed-Cups gespielt, da klingelte es im Tor der Spanier. Fred brachte die Selecao mit 1:0 in Führung. Das Maracana bebte und alles deutete darauf hin, dass es ein historisches Spiel werden würde. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit sorgte Superstar Neymar mit einem astreinen Linksschuss für den hoch verdienten Zwei-Tore-Vorsprung der Brasilianer. Neymar, der in diesem Sommer zu Barcelona wechselt, so schien es, hatte kein Erbarmen mit seinen zukünftigen Teamkollegen Xavi, Iniesta und Co.
„Wir werden nicht für eine schöne Spielweise belohnt, sondern für die Tore die wir schießen.“
Statt vieler Tore hagelte es für die Spanier nur gelbe Karten. Piqué musste nach einer Notbremse vom Platz. Der amtierende Welt- und Europameister wirkte desorientiert und völlig überfordert mit der Dominanz, die die Brasilianer an den Tag legten. Den Schlussstrich setzte erneut Fred in der 47. Minute mit dem 3:0. Die Gastgeber überzeugten mit einer kämpferischen Leistung, weniger mit ihrer Spielkultur. „Wir werden nicht für eine schöne Spielweise belohnt, sondern für die Tore die wir schießen“, sagte Trainer Scolari nach dem Ende der Partie. Für die Spanier war es die erste Niederlage in einem Pflichtspiel seit November 2011.
Bereits angezählt
Schon Monate zuvor zogen im Champions-League-Halbfinale zwischen Madrid und Dortmund sowie Bayern und Barcelona die Spanier den Kürzeren. Die Westfalen fegten die Königlichen mit einem 4:1-Sieg aus dem heimischen Stadion. Die Münchner zerlegten die Katalanen mit insgesamt sieben Toren. Es kam zu einem deutschen CL-Finale, entgegengesetzt der Prognose von Spaniens Nationaltrainer Vincente del Bosque, der Dortmund und Bayern als Außenseiter betrachtete. Ein Fingerzeig Richtung Confed-Cup-Endspiel.

Nur eine Ruhepause?
Es scheint, als würde der Stern des spanischen Fußballs untergehen. Die „goldene Generation“ um Xavi und Iniesta ist in die Jahre gekommen und wirkt zunehmend müde von den vielen Triumphen, die sie sich in der Vergangenheit erspielte. Gut möglich also, dass wir im kommenden Jahr bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien eine andere Nation auf das Siegerträppchen steigen sehen. Der Gastgeber selbst hat sich mit dem gewonnen Confed-Cup-Finale als ernstzunehmender Titelkandidat erwiesen.
Doch traut man der Statistik, so hat noch nie der Confed-Cup-Sieger eine anstehende
Weltmeisterschaft für sich entscheiden können. Ein ganz heißer Anwärter auf den Titel bleibt weiterhin die deutsche Elf, die es bei den letzten Turnieren immer bis ins Halbfinale schaffte, bei der EM 2008 sogar ins Finale einzog. Gestoppt wurde die DFB-Auswahl bislang nur durch die Angstgegner Spanien und Italien. Sollten diese beiden Teams nächstes Jahr schon vorzeitig ausscheiden, ist ein WM-Sieg der Deutschen nur noch Formsache, meinen Experten. Italien scheint jedoch in Topform zu sein. Das Team um Trainer Cesare Prandelli spielte im Halbfinale des Confed-Cups mit dem amtierenden Welt- und Europameister auf Augenhöhe, verlor erst im Elfmeterschießen gegen Spanien. Und wer weiß, vielleicht gönnen sich die Spanier auch nur eine kleine Ruhepause, bevor sie 2014 erneut die gegnerischen Teams mit ihren Tiki-Taka-Spiel entzaubern.
Text: Robert Rienass
Bild: Keystone und picture-alliance/dpa




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