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Band mit neuer Identität

Aktualisiert: 10. Dez. 2020

Die Arctic Monkeys treten mit ihrem neu erschienen Album „AM“ aus dem

Schatten des Brit-Rocks und werden endgültig Amerikaner.

Restaurant in Paris

Der Erfolg begann mit einer blechern klingenden Strat, die sich Turner auf Brusthöhe schnürte.

„I Bet You Look Good On The Dancefloor“ war der erste große Hit, den die Arctic Monkeys hervorbrachten. Damals waren sie noch halbe Teenager, Turners Stimme kratzend und ihre

musikalischen Erfahrungen jungfräulich. Von dem rebellischen Brit- und Punk-Rock den sie einst spielten ist heute nichts mehr übrig. Das neue Album „AM“ ist eine unverwechselbare Mixtur aus amerikanischem Indie-Rock, Trip-Hop und Heavy Metal.


„Das Album klingt ein bisschen wie ein Dr. Dre-Beat.“

„Das Album klingt ein bisschen wie ein Dr. Dre-Beat.“, hatte der Frontmann der Arctic Monkeys kürzlich zu verstehen gegeben. Diese Aussage trifft es ziemlich gut, wenn man sich die Titel „Do I Wanna Know“ oder „One For The Road“ anhört. Ein basslastiger Sound und Turners Sprechgesänge verweisen auf Einflüsse aus der Rap-Szene. Schon 2007 hat die britische Band mit „Temptation Greets You Like Your Naughty Friend“ einen Song geschrieben, indem sie ihre Vorliebe für Hip-Hop mit dem Gastauftritt Dizzee Rascals offenbarten. Viel deutlicher als der Rap sind jedoch die Elemente aus Hard Rock und Heavy Metal in dem neuen Album.


Die scheppernden Drums, die mit Overdrive verzerrten Gitarren und der klare Kontrast

zwischen harten und sanften Passagen wie in „Arabella“ hätten ebenso gut von Black

Sabbath, Kiss oder Deep Purple sein können. Ungewöhnliche neuartige Klänge, wie der indische Musikeinfluss bei „Fireside“ macht die aktuelle Platte abwechslungsreich. Man könnte fast meinen, „AM“ stehe unter dem Banner des Psychadelic Rock. Doch das Album ist eher eine Hommage an längst vergangene Rocklegenden der 60er und 70er, als das es ein Loblied auf die Hippie-Kultur wäre.



In der Hitze Kaliforniens


Die neu erschienene Sammlung der Arbeiterkinder aus England klingt amerikanisch. Wie schon „Suck It And See“ wurde auch „AM“ in Los Angeles von James Ford produziert. Die Arctic Monkeys gehen zum Ursprung der Rockkultur zurück und verdeutlichen nicht nur die Verbundenheit diverser Musikstile miteinander, sie stellen auch die Lebendigkeit des Rock & Roll unter Beweis. Ihr fünftes Album wirkt teilweise wie eine Fortsetzung des Vorherigen und doch ist es mehr als nur ein Sommerfeeling.


Es spiegelt die Freiheit, aber auch die Schattenseiten Amerikas wieder und entführt den Zuhörer in die Weiten der kalifornischen Wüste. Man spürt eine Prise Blues, eine Prise Stoner Rock. „Do I Wanna Know“ erinnert an verdreckte Cowboystiefel, die stampfend einen Saloon betreten. Die „Monkeys“ kreieren einen schnörkellosen schmutzigen Sound, der gepaart mit Alex Turners Jorkshire-Akzent zu einem unverwechselbaren Kunstwerk wird.


Das Wort „schmutzig“ beschreibt auch Turnres Texte. Wie schon bei „When The Sung Goes Down“ besingt der Frontmann der Arctic Monkeys in „Arabella“ feuchtfröhlich die Prostitution. Ein weiterer Titel handelt von einem Typen der nur anruft wenn er high ist. „AM“ ist Ausdruck von Liebe, Sex und Drogen. Aber kein plumper. Die vier Briten reflektieren sozialkritisch die heimlichen Vergnügen der westlichen Welt. Sie werfen einen prüfenden Blick auf ihre neue Heimat Amerika.


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AM - Ein Erfolgsprodukt


Alte Zeiten im Duett mit Landsmännern wie Miles Kane scheinen vergangen. Der rockige Britpop zieht nicht mehr, die amerikanischen Popsounds mit einem „Oh la la la“ im Background umso mehr. Die hohen Hintergrundstimmen der „Monkeys“ sind charakteristisch geworden. Eine Repräsentation der Schwerelosigkeit, die bei genialen Rockballaden wie „No. 1 Party Anthem“ zu spüren ist.


„AM“ ist ein Erfolgsprodukt, das bisher beste Album der vier Männer aus Sheffield, was nicht zuletzt an dem Gastauftritt von Josh Homme liegt. Die Handschrift des QOTSA-Frontmannes ist bei Titeln wie „Knee Socks“ und „One For The Road“ unweigerlich zu erkennen. Weitere Gäste des Albums sind Bill-Ryder Jones und Pete Thomas. Sie komplettieren den Sound der Platte, geben „AM" den letzten Schliff.


Die Arctic Monkeys demonstrieren ihre Vielseitigkeit. Gekonnt produzieren sie Ohrwürmer wie die bereits vorab veröffentlichte Single „RU Mine?“. „AM“ ist der Beweis für die Weiterentwicklung des anfänglichen Internet-Hypes. Die Band wirkt reifer. Aus den Jungs scheinen erwachsene Männer geworden zu sein, von denen wohl auch in Zukunft noch eine Menge zu hören sein wird.

Text: Robert Rienass

Bilder: Spotify Arctic Monkeys, Zackery Michael

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