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Zieht euch warm an - Public Viewing im Winter 2022

Eine Glosse von Robert Rienass (zuerst erschienen im NewGenerationX-Magazin)

Arbeiten im Café

Nun also doch. Die Fußball-WM 2022 findet definitiv im Wüstenstaat Katar statt. Das teilte die FIFA kürzlich mit. Doch auch die mächtigste Fußballorganisation der Welt hat inzwischen

begriffen, dass das Kicken in der katarischen Sommerhitze unmöglich ist. Sollte man das Fußballfest da nicht lieber in einem Land austragen, indem das Klima deutlich milder ist?

Natürlich nicht. Die FIFA hat einen viel besseren Plan: Gespielt wird im Winter 2022.

Während im Austragungsland zu dieser Jahreszeit angenehme 25 Grad Celsius herrschen, frieren wir uns beim Public Viewing den Arsch ab. Eine WM unterm Weihnachtsbaum: Der ganz große Traum aller Fußballfans.


Funktionäre zweifeln am Plan der FIFA


In Europa wird die neue Ausgangslage für die Weltmeisterschaft negativ aufgefasst. Die

Verantwortlichen der Premier League äußerten kürzlich ihren Unmut über den neuen Beschluss der FIFA. Eine WM im Winter würde den Spielplan aller europäischen Ligen durcheinander

bringen, hieß es sinngemäß. Die Reaktion aus Zürich: Schulterzucken.


Spielplan hin oder her. Die FIFA hat ordentlich Kohle für Katars WM-Zuschlag kassiert. Was

interessiert sie da ein paar britische oder spanische Ligaspiele? Finanzielle Verluste, die den europäischen Vereinen durch die Zwangspause blühen müssen sie natürlich selber begleichen. Die FIFA ist schließlich kein Wohltätigkeitsverein. Oder doch? In der Schweiz ist sie als... Zitat:„gemeinnützige Organisation“ eingetragen und muss deshalb keine Steuern zahlen. Na ja. Man kann es nicht allen recht machen.


ree

„Katar hat diese Chance verdient“, meint Stefan Effenberg,

der sich neulich in einem Fernseh-Interview zur WM 2022 äußerte. Das Wort „verdient“ passt an dieser Stelle nicht ganz so gut. „Bezahlt“ trifft es besser. Aber im Grunde genommen hat der ehemalige Bayern-Veteran recht. Jedes Land hat eine Chance auf die Austragung einer Fußball-Weltmeisterschaft. Voraussetzungen hierfür sind lediglich eine stabile Regierung, eine funktionierende Infrastruktur, moderne Stadien und ausreichend Bestechungsgeld. All das hat Katar doch erfüllt. Wozu da die Unruhe? Nur wegen des heißen Klimas, der fehlenden Begeisterung für Fußball und der Menschenrechtsverletzungen? Läppisch! Letzteres stimmt sowieso nicht. Schließlich versicherte „der Kaiser“ Franz Beckenbauer höchst persönlich, er habe noch keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen. Da sind wir aber beruhigt.


Text: Robert Rienass

Bilder: Kevin McCartney von Pixels & Roman Lacheev

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